Tourismus
Im Tourismusbereich sollte man hinsichtlich des Einsatzes von Arbeitspferden zwei grundlegende Bereiche unterscheiden: die touristische Personenbeförderung, vor allem in touristischen Anziehungspunkten und der sanfte Tourismus.
Touristische Kutschfahrten
Wer kennt Sie nicht, die wunderschönen Kutschen in Wien, Brügge oder Sevilla? Heutzutage müssen zahlreiche Pferdebesitzer, die solche Tätigkeiten ausüben, sich mit den Vorurteilen des Publikums auseinandersetzen. Jedoch können diese Pferde in den meisten Fällen nach 45 Arbeitsminuten abkühlen und frisches Wasser trinken. Nach 4 Fahrten ist oftmals Feierabend. In Brügge, zum Beispiel, startet die Arbeit mit dem Pferd schon im März, sodass die Tiere zur Hochsaison fit sind. Täglich werden andere Tiere eingesetzt, sodass man drei Pferde halten muss, um jeden Tag Touristen befördern zu können.
Trotz alledem müssen Dienstleister, die touristische Rundfahrten anbieten, sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein. Sie müssen ihr Bestes tun, um optimal und möglichst tierfreundlich aufgestellt zu sein. Das beginnt natürlich beim Training, der genutzten Ausrüstung, der Beachtung der Sicherheitsregeln und -normen, der Behandlung der Tiere, dem Zustand des Beschlags, der Ausbildung der Fahrer, usw. Zudem sollten die Arbeitspferde ab und zu ihren „Urlaub“ auf Wiesen und Feldern genießen dürfen.
Arbeitspferde im sanften Tourismus
Die Anfrage nach einem sanften, also nachhaltigen und ökologischen Tourismusangebot steigt. Ziel ist es, einen Urlaub zu verbringen, der möglichst naturnah und umweltschonend ist. Genau das ermöglicht der Einsatz von Pferden. Dabei ist das Spektrum der angebotenen Aktivitäten besonders breit:
- Aus- und Weiterbildung auf Reitwiesen
- Urlaub auf dem Bauernhof
- geführte Wanderritte
- Ausritte
- Kutsch- und Schlittenfahrten
- betreute Ferienangebote für Kinder oder Personen mit Beeinträchtigung
- und vieles mehr
Diese Art des Tourismus ermöglicht zahlreichen Landwirten ein neues Standbein, welches besonders in Zeiten großer Strukturwandlungen unerlässlich ist. Sie bietet eine gute Möglichkeit des Nebenerwerbs. Manche Betriebe stellen sich sogar neu auf, um noch besser auf Besucherwünsche eingehen zu können.
Auch aus Marketingsicht sind Freizeitaktivitäten mit dem Pferd äußerst interessant. Schließlich genießen die Tiere großen Zuspruch des Publikums und besitzen einen hohen Sympathiewert. Dieser lässt sich hervorragend mit der Vermarktung regionaler Produkte oder der Förderung traditioneller, handwerklicher Berufe verbinden.
Ein Praxisbeispiel: die Robbesscheier in Munshausen, Luxemburg
Die Robbesscheier in Munshausen ist auf luxemburgischer Ebene wahrscheinlich eines der bekanntesten Projekte, das Pferd und Tourismus vereint. Dieses touristische Zentrum setzt sich für den Erhalt und einen vermehrten Einsatz des Ardenner Pferdes ein.
Im Laufe der Jahre ist ein „lebendiges Museum“ rund um Arbeiten mit dem Pferd und traditionelles Handwerk entstanden. Ziel ist es, nicht nur über altbewährte Arbeitsmethoden zu sprechen, sondern diese vorzuführen und die Teilnahme des Publikums zu ermöglichen. Mittlerweile können Touristen an zahlreichen Aktivitäten teilnehmen, u.a. Planwagenfahrten, Rückearbeiten im Wald oder das Mähen von Wiesen.