Arbeitspferde- eine Alternative mit Zukunft

Arbeitspferde- eine Alternative mit Zukunft

Dr. Reinhard Scharnhölz IGZ FECTU

Der durch menschliches Handeln verursachte Klimawandel ist eine Realität, die nur noch von wenigen geleugnet wird. Der ungehemmte Verbrauch fossiler Brennstoffe und bestimmte Formen der Landwirtschaft sind ursächlich für den Ausstoß klimaschädlicher Gase, wie Kohlendioxid, Methan, Lachgas u. a., welche die Erdatmosphäre aufheizen.

Die Nutzung der sog. Erneuerbaren Energien – Solar-, Wind-, Bioenergie, Geothermie und Wasserkraft – benötigt mehr oder minder hohe Investitionen sowie große Mengen externer Energie. Hinzu kommt, dass die Gewinnung erneuerbarerer Energien durchaus ökologische Risiken aufweisen kann: So sind Windkraftanlagen für Tod oder Verletzung von zahlreichen Fledermäusen und Vögeln verantwortlich, während der Anbau von Energiepflanzen wie z. B. Ölpalmen oder Mais für die Gewinnung von Bio-Ethanol bzw. Biogas eine ökologische Katastrophe darstellt. Die Vorsilbe „Bio“ ist Augenwischerei, denn mit Leben in umfassendem Sinne haben Ölpalmplantagen und Maismonokulturen wenig oder nichts zu tun.

Land- und Forstwirtschaft haben gerade in Mittel- und Westeuropa gewaltige Veränderungen zum Schlechteren erlebt: Immer größere Maschinen werden eingesetzt, wodurch der wichtigste Produktionsfaktor, der Boden. degradiert und zerstört wird.

Dabei könnten sowohl in der Land- als auch in der Forstwirtschaft viele Arbeiten mit Hilfe des Paradebeispiels erneuerbarer Energie, des Arbeitspferdes, erledigt werden. Die gilt vor allem für biologisch arbeitende und/oder Familienbetriebe in der Landwirtschaft sowie Forstbetriebe, die naturnahe Waldbewirtschaftung betreiben.   

Das Arbeitspferd ist im besten Sinne erneuerbare Energie:

  • Es reproduziert sich selbst.
  • Seine Nahrung sind Pflanzen, also umgewandelte Sonnenenergie.
  • Sein Kot (= unverdauliche Pflanzenbestandteile) ist wertvoller Dünger.
  • Am Ende seines Arbeitslebens kann das Pferd in toto verwertet werden,

   als Lebensmittel, zur Herstellung von Leder, Leim und Mineraldünger sowie von

   Bürsten und Matratzen.

Der Einsatz von Arbeitspferden bedeutet größtmögliche Schonung des Bodens und des Bestandes (Waldwirtschaft). Boden, der mit Pferdekraft bearbeitet wird, regeneriert und verbessert seine Struktur. Dies ist besonders deutlich im Weinbau sichtbar, wo die Vitalität der Reben/Rebstöcke sowie die Qualität des Weines deutlich gesteigert werden.

Der Einsatz von Arbeitspferden trägt bei zur Erhaltung bzw. Steigerung der Biodiversität:

  • Verbesserung der Bodenqualität, damit positive Beeinflussung des Edaphons (Bodenleben);
  • Pferdearbeit in Verbindung mit weit gefächerter Fruchtfolge erlaubt mosaikartige   Gestaltung  der landwirtschaftlichen Nutzflächen, wodurch die Lebensbedingungen von Insekten, vielen Pflanzen- und Wirbeltierarten verbessert werden.
  • Pferdeeinsatz in der Holzernte bedeutet einen Rückegassenabstand von mindestens 40 m, wodurch die Vitalität des Bestandes, damit letztlich auch die Biodiversität gefördert wird.
  • Die vermehrte Verwendung von Arbeitspferden in Land- und Forstwirtschaft steigert die Nachfrage, trägt somit zum Erhalt von Zugpferderassen bei, bewahrt die Biodiversität bei Haustieren.

Durch vermehrte Verwendung von Arbeitspferden in Land- und Waldwirtschaft sowie im Weinbau, aber auch im Transport über kürzere Strecken kann die Entwicklung im ländlichen Raum positiv beeinflusst werden:

  • Schaffung bzw. Erhalt von Arbeitsplätzen in vernünftiger Nähe zum Wohnsitz
  • Förderung verschiedener Berufe, wie Schmied, Geschirrmacher, Gerätehersteller,

    Futtermittelhändler etc.

  • Entschleunigung unserer hektischen Lebensformen, z.B. auch durch den Einsatz von Pferden im städtischen Bereich zur Pflege von Grünanlagen oder zur Müllentsorgung.

 

 

Utopien eines Pferdenarren? Vielleicht, aber unser irrsinniger Energieverbrauch könnte in wenigen Jahren dazu führen, dass die erneuerbare Energie Arbeitspferd wieder ein geschätztes Gut sein wird.